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Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Bürgerinnen und Bürger,

 

ich begrüße Sie herzlich zu unserer Gedenkveranstaltung am Volkstrauertag 2021 – und danke Ihnen, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind!

 

In letzter Zeit kommt immer häufiger die Frage auf:

„Ist unser gemeinsames Gedenken am Volkstrauertag noch zeitgemäß?“

Noch nie in der Geschichte hatten wir über einen solch langen Zeitraum keinen Krieg in unserem Land.

 

„Was wollen wir mit diesem Gedenktag eigentlich erreichen?“

 

Ein jüdisches Sprichwort besagt: "Menschen, die man vergisst, sterben ein zweites mal".

 

Durch unser Gedenken und unsere Erinnerung bleiben die Opfer und die Hintergründe ihrer Schicksale in unserem Bewusstsein.

 

Die Gräueltaten des Faschismus, die Elend, Gewalt und Tod, nicht nur über unser Land gebracht haben, was hunderttausenden von Menschen - Soldaten, Frauen, Kindern und Alten – den Tod brachte, darf nie in Vergessenheit geraten.

Ehren wir das Andenken aller im Krieg Getöteten, gleich ob Soldaten, Frauen und Kinder. Gleich welcher Nationalität, Hautfarbe oder Religion.

 

Unser Gedenken ist gleichzeitig eine Aufforderung an alle, dass es eigentlich nie mehr zu solchen Verbrechen an die Menschheit kommen darf.

Ich sagte „eigentlich“, denn die Realität sieht anders aus!

 

Auch 2021 fanden und finden  auf unserem Planeten - hauptsächlich auf der Südhälfte der Erde -  Kriege statt. Kriege mit all den schrecklichen Attributen, die Kriege haben:

– Gewalt, Brutalität, Folter, Unterdrückung und Tod.

 

Aber was sind die Gründe für Kriege?

 

Die globale Ungerechtigkeit wächst – trotz häufig gegenteiliger Beteuerungen – rasant. Der Kampf um knappe Rohstoffe, um wirtschaftliche und militärische Macht wird nicht in den hochentwickelten Industrienationen ausgetragen.

Der Krieg wird  „Outgesourced“ in die Regionen, die uns die Grundlagen für unseren Reichtum geben – für Rohstoffe.

 

Gibt es  überhaupt eine Berechtigung für Krieg?

Gibt es den gerechten Krieg?

Den Befreiungskrieg?

 

Ich denke NEIN.

 

Kriege beseitigen keine Unterdrückung - sie kehren sie nur um.

Kriege beseitigen keine Armut - sie vermehren sie.

Kriege beseitigen keinen Hunger - sie vermehren ihn.

Kriege schaffen Wohlstand  für Wenige und Armut für Viele.

Kriege führen nie zu einer  "Win-Win Situation".

 

Ich sagte zu Anfang, dass wir hier in unserem Land noch nie so lange ohne Krieg gelebt haben. Aber herrscht bei uns wirklich Frieden?

 

Erst vor kurzem jährte sich zu 10-ten mal die Selbstenttarnung der NSU. Gedenken wir auch deren Mordopfer – überwiegend Migranten, die sich bei uns eine neue Existenz aufbauen wollten. Die Täter kamen nicht aus dem Migrantenmilieu - es waren keine kriminellen "Dönermörder" - die Täter kamen aus unserer Gesellschaft.

 

Wir alle haben eine Mitverantwortung dafür, dass es so weit kommen konnte.

 

Sie sehen, wir dürfen nie die Augen verschließen

 

- Krieg, denn nichts anders ist es -  findet auch bei uns statt.

 

Gedenken wir auch all der Menschen, die Schutz vor Krieg und Gewalt gesucht haben und Opfer von Fremdenhass geworden sind.

 

Wir müssen aus der Vergangenheit Lehren für die Gegenwart und Zukunft ziehen und dürfen nicht in Vergessenheit geraten lassen, was geschah.

 

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, wohin Verblendung, Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit, Hass und Gewalt gegenüber Andersdenkenden oder Menschen anderer Herkunft oder gegenüber Schwachen führen.

 

Lassen Sie uns deshalb alles in unserer Macht stehende dafür tun, damit Vorurteile abgebaut und Verständnis füreinander geweckt wird.

 

Für Gewalt und Diskriminierung gibt es keine Entschuldigung. Aber wir müssen ihnen auch den Nährboden entziehen. Chancengleichheit, soziale Absicherung, Verteilungsgerech-tigkeit, Bildung und Ausbildung, das sind unsere Waffen gegen Krieg und Terror.

 

Wir alle sind aufgefordert, jederzeit und überall unseren Beitrag zum Erhalt des Friedens zu leisten.

 

Wir müssen uns im Kleinen und Großen für ein friedvolles, soziales Miteinander sowie Gerechtigkeit einsetzen und für Achtung und Toleranz gegenüber unseren Mitmenschen, unabhängig von Herkunft, Glauben oder persönlichen Weltanschauungen, eintreten.

 

Jeder noch so kleine Einsatz lohnt sich und macht die Welt ein Stück besser.

 

Wenn ich an unsere Jugend denke stimmt mich das positiv. Das Engagement vieler junger Menschen in den demokratischen Parteien, in parteiübergreifenden Initiativen wie z.B. der Fridays for Future-Bewegung ist ein gutes Fundament für eine friedvolle Zukunft.

 

In diesem Sinne wird der Volkstrauertag zu einem „Mahntag für den Frieden“.

 

Er gibt uns die Gelegenheit, über Vergangenes nachzudenken und öffnet gleichzeitig den Blick für die Gegenwart und Zukunft. Dieser Tag ist ein zeitloses Erbe – auch für zukünftige Generationen.

 

Er ist damit aktueller denn je.

 

Unsere Botschaft ist einfach und klar:

Machen wir uns stark für den Frieden und für ein friedliches Zusammenleben!

Nie wieder Gewalt, nie wieder Krieg!

 

Vielen Dank fürs Zuhören

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