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Teichstraße 4, 48341 Altenberge

 

Haus PlettendorfAls Annette von Droste-Hülshoff am 10. Januar 1797 zur Welt kam, musste sich ihr Vater um eine Amme für sein zu früh geborenes, lebensschwaches Kind bemühen. Durch den Pfarrer von Roxel ließ er von den Kanzeln der Nachbarorte nach einer Still- und Ziehmutter umfragen.

 

Die Bückerschen aus dem Rüschhaus-Kotten in Nienberge erinnerten sich sofort ihrer Verwandten in Altenberge, die am 23. November 1796 Mutter eines Jungen geworden war. Katharina Plettendorf erklärte sich bereit, unverzüglich die Ammendienste auf Schloß Hülshoff zu übernehmen.

 

Es ist nicht bekannt, wie lange die Amme in Hülshoff war, aber es lässt sich aus den vorliegenden Daten erschließen. Eine alte Regel besagt, dass Ammen nicht schwanger werden sollten, während sie ihren Zögling stillten. Katharina wurde Anfang 1799 mit ihrem zweiten Sohn schwanger. Es ist also anzunehmen, dass sie, wie dies üblich war, Annette in den ersten zwei Lebensjahren bis zum Jahreswechsel 1798/ 99 auf Schloß Hülshoff betreute und dann mit ihrem Sohn Joan Bernard zu ihrem Mann nach Altenberge zurückging.

 

Da ihr Mann – von Beruf Weber – kränklich war, musste sie selbst für den Unterhalt der Familie aufkommen. Dabei wurde sie später auch von den Kindern unterstützt. Die Mithilfe der Kinder in der Webstube war seinerzeit nichts Außergewöhnliches. 

 

Die Verbindungen zwischen den Familien Hülshoff und Plettendorf blieben bestehen. Als der zweite Sohn der Amme, Clemens August, am 20. September 1799 geboren wurde, war die Mutter der Droste mit ihrem vierten Kind Ferdinand schwanger, der am 12. April 1800 zur Welt kam. Vermutlich wurde Katharina Plettendorf als Amme auch für Ferdinand geholt. Nach einem Tagebucheintrag von Jenny, der Schwester der Droste, als Elfjährige „erschienen auf Burg Hülshoff die Amme von Nette (Annette) und Fente (Ferdinand) mit ihrem kleinen Sohn (Clemens) August, zu welchem Papa Gevatter ist.“ Belegt ist auch durch das Altenberger Taufregister von St. Johannes Baptist, dass der Baron höchstpersönlich die Patenstelle übernahm, deshalb erhielt das Kind auch seinen Namen Clemens August. Ausserdem steuerten die Hülshoffs Kapital für den Ankauf eines besseren Hauses bei, das in der ehemaligen „Kleinen Gasse“ zu Altenberge gelegen ist.

 

In einem kleinen blauen Notizheft mit der Aufschrift „Droste-Hülshoff“, das sich im Familienbesitz befindet, sind die jährlich bezahlten Zinsen quittiert worden. Für einige Jahre sind sie der Familie Plettendorf ganz erlassen oder durch die Lieferung von Leinen abgegolten worden.

 

Schon 1821 war die Amme Witwe geworden. Ihr Mann starb laut Totenregister an der Phthysis (Schwindsucht oder Auszehrung), einer zu damaliger Zeit besonders in Weberfamilien häufigen Todesursache. Als im Jahre 1834 Freifrau von Droste-Hülshoff der Amme anbot, ihren Lebensabend auf Haus Rüschhaus, dem Witwensitz der Baronin, zu verbringen, stimmte diese gerne zu, denn in Altenberge waren nach der Heirat ihres Sohnes Clemens August (der Milchbruder der Dichterin Joan Bernard war schon im Alter von vier Jahren an Pocken gestorben), die Lebensverhältnisse recht beengt.

 

Clemens August hatte mit seiner Frau Anna Gertrud acht Kinder. Auch in dieser Generation übernahmen die Drostes Patenstellen, so Baron Ferdinand, Annettes jüngerer Bruder, bei dem am 9. Oktober 1828 geborenen Ferdinand Plettendorf und die Dichterin selbst bei der am 6. September 1839 geborenen Antonia Elisabeth Plettendorf, der späteren Erbin des Familienwohnhauses. 

 

Während Katharina auf Rüschhaus jetzt öfter Besuch von ihren Angehörigen erhielt, so auch von ihrem Bruder, dem „Dorfschulmeisterlein“, fuhr sie einmal im Jahr, begleitet von der Dichterin, mit der Kutsche zu ihrer Familie in das Hügeldorf.

 

„…einmal des Jahres zog das Fräulein Ihr bestes seidenes Kleid an, steckte einen uralten, kostbaren Kamm voll Edelsteinen ins Haar, hing eine goldene Kette um und besteckte sich mit allen möglichen Kleinodien, die sie nur fassen und tragen konnte. Zugleich machte sie ein Päckchen mit Kaffee, Zucker und Gebackenem und kleinen Geschenken zurecht und bestieg mit ihrer Amme einen Wagen; es galt einen Besuch und festlichen Tag bei deren verheirateten Kindern, Tochter oder Sohn. Den ganzen Tag blieb sie dorten, aß und und trank, unterhielt sich mit ihnen und freute sich an der Freude der guten Leute, ein so vornehmes, geputztes Fräulein unter sich zu haben.…“ (Schlüter an Braun)

 

Nach Familienaufzeichnungen war auch der am 4. Februar 1836 geborene Enkel von Katharina und Johann Plettendorf, Heinrich Wilhelm, Weber im Haus in der Teichstraße.

 

Dessen Sohn Franz wurde Schneider, seine Tochter Gertrud war verheiratet mit dem Schuhmacher Franz Hölker, der in der Teichstraße ein Ladenhandwerk betrieb.

 

Damit endet die handwerkliche Tradition in der Familie. 

 

Was bleibt
An meine Wange haucht’ es dicht,
Und wie das Haupt ich seitwärts regte,
Da sah ich in das Angesicht
Der Frau, die meine Kindheit pflegte,
Dies Antlitz wo Erinnerung
Und werte Gegenwart sich paaren:
„O Liebe,“ dacht’ ich, „ewig jung,
Und ewig frisch bei grauen Haaren!“
(Annette von Droste-Hülshoff)

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